Clausthal-Zellerfeld. Das ging jetzt schneller als gedacht: Mit der Aufnahme der Berg- und Universitätsstadt in das millionenschwere Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz fällt der Startschuss zur Stadtteil-Renovierung für Zellerfeld.
Cornelia Rundt (SPD), Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, überreichte den Bescheid über die erste Tranche im Zehnjahres-Förderzeitraum – 471.000 Euro für 2017 – gestern im Dietzelhaus eigenhändig an Bürgermeisterin Britta Schweigel. Bis 2027 kann die Stadt laut Förderbescheid mit insgesamt 3,22Mio. Euro aus dem Denkmalschutzprogramm rechnen, die sie dank eines 2016 vom Land aufgelegten Zusatzprogramms speziell für finanzschwache Kommunen mit nur zehn Prozent Eigenanteil gegenfinanzieren muss. So kann die Stadt Sanierungs- und Restaurierungsprojekte im historischen Stadtkern Zellerfelds anfassen, für die bereits viele Ideen und Vorplanungen existieren, aber bisher schlicht kein Geld da war.
97 Objekte verzeichnet
Dazu gehören die „Trebra-Terrassen“ unterhalb der St.-Salvatoris-Kirche, aber auch der Kunsthandwerkerhof sowie einige Straßen, die dringend einer Renovierung bedürfen. Im Denkmalverzeichnis des Ortsteils sind 97 Objekte als Baudenkmale verzeichnet, davon 27 im Ensemble „Kirchhof Zellerfeld“ und „Marktplatz Zellerfeld“.
Seit 2011 hatte sich die (alte) Bergstadt um Teilhabe am Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz bemüht. Dass just zum vom Sturzregen begleiteten Ministerinnenbesuch „Wasser aus Wand“ auf die Dielen des Tugendsaals sickerte, wertete Bürgermeisterin Schweigel als prägnantes Zeichen dafür, „dass wir die Mittel wirklich dringend brauchen“.
"Arme Kommunen"
Niedersachsenweit nimmt die Landesregierung nach den Worten der Sozialministerin insgesamt 121Mio. Euro in die Hand, um in sieben verschiedenen Förderprogrammen das bauliche und soziale Lebensumfeld in den Städten zu verbessern. Insbesondere unter den „armen Kommunen“ habe es einen „Riesen-Run“ auf das Sonderprogramm gegeben, „Sie haben gewonnen“, gratulierte Rundt den Clausthal-Zellerfeldern, im Saal vertreten durch die ehrenamtlichen Spitzen der Zellerfelder Interessengemeinschaft (ZIG).
Hauseigentümer im Sanierungsgebiet, das die historischen Stadtquartiere rund um das zentrale Denkmal-Ensemble St.-Salvatoris-Kirche/Thomas-Merten-Platz umfassen wird, können mit privaten Maßnahmen zur „Sanierung und Modernisierung von erhaltenswerten bzw. denkmalgeschützten Gebäuden“ von den Fördermitteln partizipieren. Wie hoch, ist nicht vorab festgelegt, sondern soll sich nach dem Einzelfall richten. In den Voruntersuchungen der Planungsgesellschaft BauBeCon hatten sich 98 Privathaushalte an einer Fragebogenaktion zum „eigenen Modernisierungsinteresse“ beteiligt, 45bekundeten konkrete Absichten.
DAS AKTUELLE STICHWORT
- Das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz basiert auf einer Drittelfinanzierung von Bund, Land und Stadt und ist auf einen Zeitraum von zehn Jahren mit einer „Nachlaufzeit“ von weiteren vier Jahren ausgelegt.
- Mit lukrativer Zweidrittel-Förderung können Gebäude und historische Ensembles restauriert, Straßen und Plätze von geschichtlicher oder städtebaulicher Bedeutung aufgewertet und sonstige Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt werden. Bis 2026 beziehungsweise 2030 muss die Stadt einen Eigenanteil von jährlich rund 160 000 Euro, insgesamt 1,61 Mio. Euro einplanen. Der lang gestreckte Förderzeitraum ermöglicht es andererseits, ohne Planungsdruck eine Maßnahme nach der anderen zu erledigen.
- Neben öffentlichen Gebäuden und Flächen kommen auch private Eigentümer im Sanierungsgebiet zum Zuge. Gefördert werden Maßnahmen zur „nachhaltigen Verbesserung des Gebrauchswertes“ von Wohn- oder Geschäftsgebäuden sowie deren Anpassung an heutige Anforderungen hinsichtlich Lebensqualität und äußerem Erscheinungsbild.
- Das Gesamtbudget war 2011 aufgrund der vorbereitenden Untersuchungen, die die Planungsgesellschaft BauBeCon erstellt hatte, auf 5,23 Mio. Euro kalkuliert worden. Für die aktuelle Bewerbung blieb es unverändert, innerhalb des Kostenrahmens sollen aber Aspekte wie Welterbe und Barrierefreiheit stärker berücksichtigt werden als bisher.